Interview  mit dem 1. Vorsitzenden Jürgen Hurrle in der RHEINPFALZ vom  21.11.2024: “Stolz auf die Jugendarbeit”

Jürgen Hurrle (79) war 21 Jahre lang Erster Beigeordneter und in dieser Funktion auch Sportdezernent der Gemeinde Haßloch. Seit Juli 2016 ist er Vorsitzender des 1. FC 08 Haßloch. Während die 2013 gegründeten CCH Cheerleader dem Traditionsverein zu überregionaler Bedeutung verhalfen, ist die Fußballabteilung weit von früheren Erfolgen entfernt. Hurrle sehe den FC 08 aber inzwischen gut aufgestellt und prophezeite auch den Fußballern in unserem Interview eine gute Zukunft.

Herr Hurrle, als Sie im Dezember 2013 zum Zweiten Vorsitzenden gewählt wurden, gehörte die Erste Fußballmannschaft nach den Zeitspannen 1965 – 1969 und 1983 – 1985 zum dritten Mal seit der Wiedergründung als eigenständiger Verein lediglich der A-Klasse an. In dieser Saison droht ihr als derzeitiger Drittletzter der Bezirksliga Vorderpfalz erneut ein Abstieg in die drittunterste Spielklasse. Wie konnte es zu dieser Situation kommen?

Der Verlauf in der Vorrunde ist für alle Verantwortlichen unerklärlich. Nach zwei Siegen hintereinander ist aber das Selbstvertrauen wieder zurückgekommen. Für mich ist das bisher schlechte Abschneiden reine Kopfsache.

Eine alte Fußballweisheit lautet: “Wenn im Herbst die Blätter fallen, wackeln auch die ersten Trainerstühle”. Stand der neue Trainer Fabian Eck nach teilweise desaströsen Ergebnissen wie der 1:10-Heimniederlage gegen Speyer und der 1:8-Schlappe in Deidesheim zur Disposition?

Wir haben nach wie vor Vertrauen zu Trainer Fabian Eck und seinem Team. Er ist ein guter Trainer, der zu uns passt. Er hat ebenso wie sein gesamter Stab als auch Spielleiter Helge Walburg für die nächste Saison bereits verlängert. In der Winterpause werden wir den Kader auch noch verstärken, denn wir wollen den Abstieg unbedingt vermeiden.

Im Gegensatz zur Ersten sieht es bei der Zweiten Mannschaft sehr gut aus. Nach der vergangenen Saison wäre diese fast von der B- in die A-Klasse aufgestiegen, scheiterte aber in den Relegationsspielen an der FG 08 Mutterstadt II. Streben Sie deren Aufstieg im kommenden Jahr an?

Ziel der Zweiten Mannschaft ist es, unter die ersten fünf der Tabelle zu kommen. Sie musste im vergangenen Sommer von der Staffel Ost in die West-Gruppe, deren Stärke wir nicht so gut einschätzen konnten. Ich bin der Meinung, dass sie diesmal den Aufstieg schaffen könnte. Voraussetzung ist aber auch, dass die Erste Mannschaft den Klassenverbleib in der Bezirksliga schafft, da wir für die A-Klasse nicht zwei Teams melden dürfen. Dank an Trainer Ingo Reich, seit dessen Amtsantritt es aufwärts geht, und sein Team sowie Spielleiter Daniel Walter. Da insgesamt 60 Spieler zur Verfügung stehen, haben wir erstmals sogar eine Dritte Mannschaft gegründet.

Ist die Dritte Garnitur, die der C-Klasse Ost angehört, für Sie auch wichtig?

Ja. Daniel Walter hat durch sein Projekt  „Dritte Mannschaft“ viele Spieler beim FC 08 gehalten und einige neue Spieler und Mitglieder dazu geholt. Diese Mannschaft will einfach nur Spaß am Fußball haben. Ich sehe dieses Team genauso positiv als unsere wiedergegründete Ü32-Mannschaft, die mit ihrem Trainergespann Timo Hubach/Thomas Dambach am vergangenen Samstag das Halbfinale des Kreispokals erreicht hat.

Außer dem Tabellenplatz der Ersten Mannschaft scheint die Jugendabteilung sportlich das größte Sorgenkind des Vereins zu sein. Der FC 08 war lange im Raum Neustadt die Nummer eins, stellte oft gleichzeitig zwei Junioren-Verbandsligisten und fütterte die Kader der Aktiven regelmäig mit Eigengewächsen, die sofort den Sprung von den A-Junioren zum Stammspieler in der Verbandsliga Südwest, der die Erste Mannschaft von 1994 bis 2011 ununterbrochen angehörte, schafften, 2008 alleine sieben. Trotz Jugendspielgemeinschaft mit dem VfB Haßloch gehören die A-Junioren nur noch der Kreisliga Rhein-Mittelhaardt an und belegen nur Tabellenplatz zehn. Sind Ihre Ansprüche nicht höher?

Unsere Jugendabteilung boomt. Wir haben einen großen Zulauf an Jugendlichen und Kinder. Die Zusammenarbeit innerhalb der JSG sowie den Jugendleitern Torsten Quell (08), der bei uns einen guten Job macht, und Patrick Wilhelm (VfB) funktioniert auch gut. Zur Zeit betreuen wir 350 Jugendliche und erfüllen damit eine gesellschaftliche Aufgabe.

In welchen Altersklassen gab es die meisten Neuzugänge?

Nach dem Loch, das Corona verursacht hatte, haben wir inzwischen wieder mehr Jugendliche im Verein als zuvor. Einen besonders hohen Zulauf verzeichneten die  E-, F- und G-Junioren. Letztere hatten im Sommer 17 Kinder, jetzt sind es 56! Im Jugendbereich haben wir 48 Trainer, Co-Trainer und Betreuer, davon drei mit Trainerlizenz. Früher hatten wir nur um die 35 Übungsleiter.

Das hört sich so an als zähle mehr Masse als Klasse.

Bei uns steht Breitenarbeit im Vordergrund, aber auch der Leistungsgedanke spielt eine Rolle. Wir sind Ausbildungsverein. Zur Zeit befinden sich neun  Spielerinnen und Spieler des FC 08 bzw. der JSG in Nachwuchsleistungszentren, sieben beim 1. FC Kaiserlautern und jeweils einer beim Karlsruher SC und SV Sandhausen. Ich bin stolz auf unsere Jugendarbeit und auch darauf, dass wir Jugendpartnerverein des FCK sind.

Welche Ziele haben Sie aber konkret?

Für die A-Junioren haben wir mit Bodo Schulz einen neuen erfahrenen Trainer gewonnen, der auch schon zuvor zweimal bei uns war. Er hat eine Mannschaft von null auf 20 Spieler aufgebaut. In zwei bis drei Jahren planen wir mit dieser Mannschaft den Wiederaufstieg in die Landesliga. Die B-Junioren sind Zweiter der Kreisligatabelle und haben gute Aussichten, bereits in dieser Saison aufzusteigen. In der gleichen Situation befinden sich die D-Junioren.

Von der Partnerschaft mit dem 1. FC Kaiserslautern hat man immer weniger gehört.

Leider wechselte oft unser Ansprechpartner beim Nachwuchsleitungszentrum des FCK auf dem Fröhnerhof, was die Kommunikation erschwert hat. Unsere Jugendtrainer werden aber regelmäßig vom FCK geschult.

Der Hartplatz präsentiert sich zur Zeit in einem katastrophalen Zustand. Er mutiert immer mehr zu einer Wiese. Ausgestattet ist er aber mit einem tollen LED-Flutlicht. Das erscheint wie ein Schildbürgerstreich.

Wir haben das LED-Licht beim Hartplatz installiert, weil wir diesen in einen Naturrasenplatz umwandeln möchten.

Bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Januar hieß es noch, es sollte ein Hybridrasenplatz entstehen. Nach großen Diskussionen wurde keine Entscheidung getroffen. Es sollte im Juli eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit nur diesem Thema als Tagesordnungspunkt stattfinden. Warum kam es zu dieser nicht?

Aus finanziellen Gründen haben wir uns zwischenzeitlich dazu entschieden, einen kostengünstigeren dritten Naturrasenplatz herzustellen. Aufgrund nicht eingegangener Pachtzahlungen des vergangenen Wirts sind uns Einnahmen im fünfstelligen Bereich verloren gegangen.

Wie sehen Sie die derzeitige Situation des Vereins insgesamt?

Der 1. FC 08 Haßloch hat etwa 850 Mitglieder, davon etwa 500 in der Fußballabteilung. Aushängeschild sind inzwischen die Cheerleader, die vor einem Jahr mit einem Team in Japan Vize-Weltmeister wurden. Unser American-Football-Team Haßloch 8-Balls spielt in der Oberliga Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Beim Fußball haben wir auch C-Juniorinnen und einen Kindergarten, darüber hinaus elf Schiedsrichter, davon sieben im Jugendbereich. Wir investieren auch viel in die Infrastruktur, was früher vernachlässigt wurde. Darauf bin ich stolz.

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